Orginaltexte aus alten Zeitungen

Durchschnittliches Jahreseinkommen 1880 - 1886

Roßweiner Tageblatt vom 18. u. 19.Januar 1888
188018841886
Rosswein 774 773 757
Döbeln 871 927 941
Leisnig 918 960 976
Grimma 96310111069
Leipzig1943

10 Gebote für Raucher

13.01.1927 Döbelner Anzeiger
  1. Bleibe Herr des Tabaks, mit anderen Worten; rauche nicht leidenschaftlich - und gewohnheits -sklavisch, sondern nur dann, wenn du dir einen vollen Genuß davon versprichst.
  2. Rauche nicht anderen zum Spaße; bekommt dir das Rauchen nicht, so laß es und "tu nicht mit" Mehr Mann bist du, wenn du das fertig bringst, als wenn du dich von deinen Begleidern zwingen läßt.
  3. Rauche nicht nüchtern. Den höchsten Genuß an Zigarre, Zigarette hat man, nach dem man ein fettreiches Mittagsmal zu sich genommen hat.
  4. Rauche nie hastig, nie beim Laufen oder gar beim Bergsteigen, weil dies besonders schädlich ist.
  5. Werde Damen durch Rauchen nicht lästig.
  6. Vermeide sogenanntes "Kettenrauchen", d.h. Anzüden einer Zigarette an der anderen.
  7. Rauche nie im Bett.
  8. Rauche möglichst in geschlossenen Räumen - Bei windigen Wetter auf der Straße zu rauchen, ist Verschwendung, weil der Tabak wohl dreifach schneller brennt als im Zimmer und doch nur halben Genuß ergibt.
  9. Rachst du Pfeife, so beschränke dich nicht auf eine Pfeife, d.h. nimm eine trockene Pfeife zum auswechseln.
  10. Abgewöhnen kannst du dir das Rauchen, in dem du viel Früchte und Süßigkeiten verzehrst. Säurehaltige Äpfel sind für diesen Zweck besonders geeignet.

Was der richtige Landwirt alles wissen muß

(Roßweiner Tageblatt vom 19.10.1887)
Ein Ökonom, ob groß ob klein,
Der muß so ziemlich alles sein;
Er muß in seinen Geistesgaben
von jedem Stande etwas haben.

Ein Theologe ist der Mann,
Der Gott am meisten spüren kann,
Zu sich und andern sagt er stets:
"Nur wenn es Gott gefällt, gerät's"

Ein Mediziner ist er auch,
Er heilt mit Rizinus den Bauch,
Den sich Pferd und Rind verdarb,
Sagt auch:" Es kam zu spät", wenn's starb.

Juristerei bleibt ihm nicht fern,
Er muß sie üben gut gern;
Auch ist er von der Pflicht nicht frei
Der rustikalen Polizei.

Auch's Lehramt muß er oft erfüllen,
Die Herren Eleven einzudrillen.
Meist dünken sie sich ideal,
Doch anders denkt der Prinzipal.

Wo bleibt wohl des Landmannes Glück,
Verstände er nichts von Physik ?
Wo bliebe Ökonomie;
wär' er ein Laie in Chemie.

In den Betrieb der Brauerei'n
Greift täglich die Chemie mit ein,
Oft ging die ganze Ernte fehl,
Ohn' Mergel, Kalk und Knochenmehl.

Es sieht der Ökonom sich um
Mit Recht in jedem Studium,
Das aber räumt wohl jeder ein:
Am meisten muß er Kaufmann sein.

Wie muß er täglich kalkulieren,
An Woll' und Raps zu profitieren,
Damit er in der Ernte dann
Die Leute auch bezahlen kann.

Will er zur Stadt zum Markte laufen			
Zur Mast die Ochsen einzukaufen,			
Muß er, daß er nicht falle rein,			
Ein ganz gewiegter Kaufmann sein.			

Ich glaub' auch, daß er dichten muß:		
Macht Rechnung er am Jahresschluß,		
Da sieht er traurig oft und still,			
daß manches sich nicht reimen will.			

Und kauft er gar noch Pferde ein,
muß er besonders pfiffig sein:
Man kauft ein Roß, daß ist ein Staat,
Kommt man nach Hause, hat's den Spat.

Ein jeder Landmann fern und nah,
Der diese kleinen Verse sah,
Stimmt, glaub' ich, mit mir überein:
Der Ökonom muß alles sein.

Döbelner Anzeiger 11.05.1928

Niederstriegis, Arbeiter-Radfahrer- Verein Niederstriegis.
Vom herrlichsten Maiwetter begünstigt fand am 5. und 6. Mai die Banner- und Saalradweihe des Arbeiter-Radfahrer-Vereins "Frisch Auf" Niederstriegis und Umgebung statt.
Schon am Sonnabend hatte sich im Schweizerhaus eine stattliche Zahl Mitglieder, Freunde und Gönner des Vereins eingefunden. War doch das Programm für das Fest sehr reichhaltig und wie man mit Recht behaupten kann, für den Besucher zufriedenstellend.
Die zwei einaktigen Lustspiele "Der Blumenfeind " und "Diana" oder "Die Anna", sowie "Michel und Hanne" (hum. Duoszene) fanden sehr viel Beifall. Besonders starken Beifall ernteten auch die Gebr. Andrä, Bezirksmeister im Kunstfahren.
Am Sonntag früh 6 Uhr spielte die Kapelle des Vereins, sowie die Kapelle der Ortsgruppe Hainichen, die schon am Sonnabend eingetroffen waren, den Weckruf. Mittags 1 Uhr trafen die ersten Brudervereine ein.
Punkt 2 Uhr begrüßte der Vorsitzende alle Erschienenen und dankte im Namen des Vereins für das zahlreiche Erscheinen. Einleitung und Schluß des Weihakts lag in den Händen des Arbeiter-Gesangsverein Volkschor Döbeln. Sodann ergriff Herr Fleischer - Masten das Wort zur Weihrede. Bezirksleiter Leidel sprach in kurzen kernigen Worten im Namen des Bezirks, Herr Kretschmar im Autrag des Sportkartells. Dann übernahm der Bannerfahrer das Banner. Von den Damen und der Jugend des Vereins wurde je eine Schleife gewidmet. 18 Brudervereine überreichten Bannernägel. Am Festzug nahmen 25 Ortsgruppen teil, darunter 18 mit Banner. Auch Turner und Athleten waren vertreten. Für Marschmusik sorgte eine Kapelle unterstützt von 3 Fanfarenchören und einem Spielmannszug. 2 45 Uhr setzte sich der reichlich 500 Mann zählende Festzug, voraus das neue Banner, durch den Ort, in Bewegung. Nach Auflösen desselben war von Seiten des festgebenden Vereins im Garten des Schweizerhauses für Unterhaltung und Belustigung aufs beste gesorgt.
Der um 5 Uhr beginnende Festball war gut besucht. 9 Uhr fand die Weihe der neuen Saalräder statt. Hierauf zeigten die Fahrer ihr Können. Viel zu schnell waren die Stunden verflossen, als man dankbar den Saal verließ. Das Fest wird allen Teilnehmern in schöner Erinnerung bleiben.

18.07.1927 Verkehrsregeln (Döbelner Anzeiger)

Für Kraftfahrer

  1. Bilde Dir nichts auf Deinen Wagen ein, dulde auch einmal einen anderen vor Dir.
  2. Sei vorsichtig vor Straßenkreuzungen, gib erst Gas, wenn die Aussicht frei ist.
  3. Denk nicht, daß Du vorsichtiges Fahren durch übermäßigen Gebrauch der Hupe ersetzten kannst. Wer vorsichtig fährt, braucht nicht zu hupen. Die Anwohner werden es Dir danken.
  4. Sorge, daß Dein Wagen nicht qualmt, die Stadtluft ist schon schlecht genug.
  5. Fahre bei Schmutzwetter durch Pfützen in den Straßen Schrittempo, damit Vorübergehende nicht besudelt werden.

Für Kutscher

  1. Fahre möglichst an der Bordschwelle, Vermeide die Schienen der Straßenbahn.
  2. Gib deutlich Zeichen mit der Peitsche oder mit der Hand vor dem Abbiegen und vor dem Wenden, und gib sie rechtzeitig.
  3. Mache das weit nach hinten überstehende Ende Deiner Ladung durch Lappen oder Stroh kenntlich.
  4. Vermeide mit Deinem langsamen Wagen die Hauptverkehrsstraßen.
  5. Schone Deine Pferde. Überlade den Wagen nicht, besonders nicht bei Glatteis.

Für Radfahrer

  1. Halte Dich nicht an Fuhrwerken, Lastwagen oder Straßenbahnen an.
  2. Jage nicht über die Kreuzung und in die andere Straße hinein, sondern fahre dort und an anderen unübersichtlichen Stellen vorsichtig.
  3. Fahre langsam an den Haltestellen der Straßenbahn. Halte lieber an, ehe Du in Gefahr läufst jemanden zu überfahren.
  4. Laß die Lenkstange nicht los. Kunststücke will man nicht auf der Straße sehen, sondern im Zirkus.
  5. Durch Mitnahme anderer Personen, für die kein Platz auf dem Rad ist, gefährdest Du Dich und andere. Fahre nicht zu zweien oder gar zu dreien nebeneinander.

Roßweiner Tagblatt vom 14.07.1885

Ein großes öffentliches Fest, wie es in Niederstriegis seit Menschengedenken wohl nicht stattgefunden hatte, vereinigte vorgestern Nachmittag dort viele tausend Menschen.
Es war die Fahnenweihe des Militärvereins zum Schweizerhaus-Niederstriegis.
Schon früh 6 Uhr erweckte die Reveille das schmucke Dorf und von 9 bis 1/2 1 Uhr wurden die anlangenden Vereine und Festgäste empfangen. Nach Schluß des Empfanges versammelten sich die Vereinsvorstände im Schweizerhaus. Um 1/2 2 Uhr begann die Aufstellung zum Festzuge. Bis 2 Uhr trafen 26 Vereine mit 8 Fahnen und 7 Musikchören ein, darunter auch unser Roßweiner Militärverein mit Musik und Fahne, der sich besonders stattlich ausnahm.
Die Ankunft der Vereine von Döbeln und Großbauchlitz war durch Regengüsse verzögert wurden. Hierbei sei bemerkt, daß das Fest durch das hier aufgetroffene Gewitter nicht gestört wurde. Nur ein kleiner Regenschauer fiel, als grade Herr Pastor Werthschitzky die Weihrede hielt, sonst herrschte ein wahres Festwetter. Um 1/2 3 Uhr setzte sich der große Festzug, der etwa 2000 Teilnehmer zählte, nach dem Platz zur Fahnenweihe in Bewegung. Es war dies eine Lichtung im Wäldchen bei der malerischen Burgruine Kämpe. Der Zug wurde von 12 eleganten Vorreitern angeführt, auf welchen 25 weißgekleideten Festjumgfrauen mit der Fahne folgten. Der Festact wurde durch den Vorsteher des Vereins Schweizerhaus-Niederstriegis, Herrn Friedensrichter und Gemeindevorstand Seidler in Littdorf, eröffnet, welcher in kurzer, herzlicher Rede die Gäste begrüßte. Dann wurde die Fahne von den Festjungfrauen an den Militärverein Schweizerhaus-Niederstriegis übergeben, wobei eine junge Dame poetische Widmungsworte sprach. Darauf sang die Versammlung mit Bekleidung der Kapelle des 19. Husarenregiment das Lied: "Brüder reicht die Hand zum Bunde." Nun bestieg Herr Pastor Werthschitzky die Rednertribüne und hielt in vortrefflicher markiger Weise die daher tiefergreifende Weihrede. Die prächtige Fahne wurde sodann enthüllt und entfaltete sich in ihrem vollen Glanze.
Dem festgebenden Verein wurde die große Ehre zu teil, daß der Präsident des sächsischen Militärvereinsbundes, Herr Inspektor a.D. Tanner aus Dresden, an dem Fest teilnahm. Herr Tanner ergriff nach der Entfaltung der Fahne das Wort. Er ermahnte den Verein zur Pflege aller militärischen und kameradschaftlichen Tugenden und übergab darauf dem zum Fahnenträger erwählten Herrn Müller die Fahne, wobei er ihn speciell an seine Pflichten erinnerte. Nun begann die Schmückung der Fahne mit den zum Weihact dargebrachten Geschenken. Se. Maj. der König Albert von Sachsen hatte dem Verein einen vergoldeten, silbernen Nagel und Schleife geschenkt. Die Festjungfrauen schenkten eine Schleife mit Lorbeerkranz, welche schöne Gabe eine junge Dame mit einem Gedichtsvortrag übergab. Herr Freigutbesitzer Schubert-Troischau überreichte im Namen der Fahnenpaten einen Nagel.
Herr Bezirksfeldwebel Grancky aus Döbeln überreichte ferner als Geschenk des Herren Rittergutsbesitzer Richter auf Ebersbach einen Nagel und jeder der zum Fest gekommen Vereine spendeten gleichfalls einen Nagel.
Nach der Fahnenschmückung dankte der Festredner, Herr Mühlenbesitzer am Ende aus Greußnig, im Namen des festgebenden Vereins dessen Gästen für ihr Erscheinen, sowie den Festordnern und Fahnenschmückern. Nun wurde dem festgebenden Verein, wie der ganzen Versammlung, die große Freude bereitet, daß ein soeben eingetroffenes Telegramm von Se. Maj. dem Kaiser aus Ems verlesen wurde, worin Se. Maj. der Kaiser dem Militärverein Schweizerhaus-Niederstriegis zur Fahnenweihe gratulierte und die Absendung eines Fahnenbandes mitgeteilt. Unterzeichnet war die Depesche von dem Adjutanten Se. Maj., Herrn von Malortie.
Ein begeistertes Hoch auf Se. Maj. den Kaiser erscholl in der Festversammlung nach der Verlesung der Depesche. Nun wurde das Lied: "Heil Dir, Wettiner Haus" gesungen und sodann trat der Zug den Rückmarsch durch Mahlitzsch und Niederstriegis nach dem Festplatze an, zu welchem eine Wiese beim Schweizerhaus eingerichtet war. Dort wurde Mannigfaltiges geboten, z.B. ein Schönheitskabinett, Schnellphotographie, die verkehrten Menschen von Littel-Popo, eine Würfelbude, Wiegesalon ect. Die Festhalle war zugleich Tanzsalon. Es entwickelte sich nun ein munteres Treiben auf dem Platz, während die Kapelle des Grimma´schen Husarenregiment im Schweizerhaus concertierte. Nach 7 Uhr wurde der Festball durch eine großartige Polonaise um den Festplatz eröffnet. Der Ball, die vielen Amüsements und der gesellige Verkehr hielten eine große Zahl von Festteilnehmern noch bis zur frühen Morgenstunde zusammen.
Gegen 10 Uhr wurde der Festplatz von den umgebenden Höhepunkten aus bengalisch beleuchtet, was einen prachtvollen Anblick gewährte.

Lied änner säch'schen Kaffeeschwester (nach Schiller)
Roßweiner Tageblatt vom 16.04.1888

Vier Elemente,
innig gesellt,
Geben ä Dränkchen,
Das uns erhält,
Mahlet der Bohne
Schwärzlichen Kern,
Schwarz lieben Kaffee
Märschtens de Herr'n,
Schittet des Wasser
Briehe druff los,
Off änne Bohne
Zwölf Dassen blos.
Zwee Stickchen Zucher
Dhut itze nein,
Gieße muß Kaffe
Märschentdeels fein.
Troppen der Millich
Gießt nu mit Fleiß,
Frauen, die lieben
Kaffee nur weiß.
Eh' es verduftet
Trinket Frau Bas',
Ä Dutzend Dassen
Is nur ä Spaß.

Roßweiner Tageblatt vom 06.07.1885 (Originaltext)

Gestern feierten alle zur Niederstriegiser Schule gehörigen Dörfer in Niederstriegis ein Schulfest, zu welchem die Kinder in festlichen Kleidern, die Knaben mit Fähnchen, die Mädchen mit Blumenkränzen auf Stäben, auf den verschiedenen Wegen nach dem Schulhofe zogen und sich von dort im Festzuge nach dem zum Festplatz eingerichteten Garten des Gasthofes von Herrn Schulze begaben. Dort wurde ihnen mannigfache Vergnügungen dargeboten und der Garten wimmelte von fröhlichen Kindern, etwa 200 an der Zahl, von denen in der Mehrzahl auch die Eltern zugegen waren. Vielen Spaß machte den Erwachsenen die klassenweise Bewirtung der Kinder, die übrigens in bester Ordnung und zu großer Freude der kleinen Welt geschah. Abends wurde noch zu der Musik eines Teils vom hiesigen Stadtorchster einige muntere Tänzchen gemacht und dann zum Nachhausegehen geblasen. Die Kosten zu diesem schönen Kinderfeste waren durch freiwillige Beiträge gesammelt worden. Seit vielen Jahren war es wieder das erste, welches von den vielen zur Niederstriegiser Schule gehörigen Ortschaften gemeinsam gefeiert wurde.



Roßweiner Tageblatt v. 18.07.1888(Originaltext)
Was is denn los mit unserem Blanetchen,
Der is, wees Kneebchen, doch zu nischt mehr nitze !
Bloß "Hundekälte" schtatt der "Hundsdagshitze",
Da fällt een ja die Butter gleich vom Breedchen.

Es friert jedweder Kreatur ans Feedchen,
so in der Schatdt wie auf dem Sommersitze,
Und weil in Bermanenz die Regenfitze,
Fährt man off ihr schbazieren im hibschen Böötchen !

Ja ja an unserem  kleenen Erdenscheibchen
Is locker ergendwo ä eenes Schräubchen-
Die Astronomen kommen schon derhinder.

Im Friehling war'n mr glücklich in den Troben,
Der Sommer aber, jeder wärd mersch globen,
Is blos noch - ä grienangestrichner Winter
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